Von Liebesg’schichtn & Dating-Sachen

Während meine Großeltern von ihren Familien miteinander verkuppelt bzw. „verheiratet“ wurden,  suchten sich meine Eltern glücklicherweise einander freiwillig aus. Sie wuchsen einige Kilometer voneinander entfernt in kleinen Dörfern auf und lernten sich 17 bzw. 22-jährig beim Volkstanzen kennen und lieben. Drei Kinder bzw. 39 Jahre später sind sie noch immer ein Paar.
Eine Generation später unterscheiden sich meine Liebesg’schichtn in einem Punkt deutlich von denen meiner Vorfahren: das World Wide Web ist mit seinen unendlichen Weiten und Möglichkeiten oft (in)direkt Teil der Story.

Meinen ersten Freund lernte ich zufällig mithilfe der IP-Telefonie-Software „Skype“ kennen. Nachdem ich das Programm installiert hatte, wollte ich es gleich ausprobieren und suchte deshalb nach anderen User_innen. So schrieb ich jemanden an, der die selbe Heimatstadt wie ich angegeben hatte und verliebte mich – wie es der Zufall so wollte – einige Monate und Treffen später in ihn.

Einige meiner Freund_innen kamen mit ihren (Lebensabschnitts-)Partner_innen über online-Profile wie Websingles und Paarship in Kontakt, wo zu Beginn stets digital – per Mail oder Chat – geflirtet wurde. Wenn sich zwei Menschen bei der Online-Kommunikation sympathisch waren, trafen sie sich nach einiger Zeit persönlich, was zeitaufwändig und aufregend zugleich war und mitunter zu kleinen und großen Überraschungen führte: denn hin und wieder wurde bzgl. digitalen Selbstbeschreibungen im Online-Profil geflunkert. Die Anonymität des Internet scheint wohl manche Menschen dazu verleiten, sich dort größer, schlanker und ansehnlicher zu beschreiben.

5 Minuten Ruhm – Speeddating

Wer sich das flirten und selbstdarstellen im Netz ersparen will und lieber direkt Menschen von Angesicht zu Angesicht kennen lernen möchte, ist Speeddating zu empfehlen. Ein guter Freund wurde aufgrund einer Geburtstagsüberraschung Speeddating-Teilnehmer, bei der alle 6 Minuten die Gesprächspartner_innen wechseln. Während die Frauen an den Tischen sitzen blieben, rückten die Männer nach Ablauf der Zeit zur nächsten Gesprächspartnerin weiter. Auf einem Kärtchen konnte man nach jeder Gesprächsrunde ein JA oder ein Nein ankreuzen. Wollten sich beide wiedersehen, wurden die Kontaktdaten von der Organisation an die beiden Speeddater_innen ausgehändigt.

Ja, der besagte Freund fand dort sein Glück in der Liebe. Ob es mir auch so ergehen wird oder ob ich eher in einem Volkstanzkurs fündig werde, steht in den Sternen. Sei’s drum, einen Versuch ist beides wert.